@Menachem:
die „Gartendinge“ finden nicht außerhalb der Welt statt! Als Gartenmensch hast du es (vermeintlich..) in der Hand, was da wachsen soll und was nicht. Wie man pflegt und verteidigt, ob man sich für „schön“ oder „nützlich“ entscheidet (wobei nützlich gleich wieder die Frage aufwirft, FÜR WEN?) – es gibt so VIELE Fragen, auf die ich im Garten mit jeder Handlung antworte. Ständig sind Werte-Entscheidungen gefordert, kaum etwas kann man als Stadt-sozialisierter Mensch mal eben so „intuitiv“ richtig machen. Weil man das eigene „richtig“ auch erst finden muss…
So ist ein interaktiver Umgang mit der Herausforderung „Garten“ geistig durchaus anregend! Man kann in vielerlei philosophische Gedanken eintauchen, die jedoch nie abgehoben und abstrakt daher kommen.
Das alles kommt dann aber plötzlich aus dem Tun oder nach dem Tun. Während einer konkreten Arbeit wird der Kopf tatsächlich angenehm leer, bzw. jegliche innere Bezugnahme auf Vergangenheit und Zukunft entfällt. Das ist wie bei allen „händisch-konkreten“ Arbeiten: man kann wunderbar „abschalten“ und fühlt sich danach sehr gut von jeglichem Gedankengewitter/Info-Overflow erholt!
@Herrmann:
für mich ist es Glück, wenn ich mich nach eigenen Kriterien sinnvoll betätige. Dafür muss ich nicht darüber befinden, ob Gott Sinn braucht, und muss der Natur keinen solchen zu- oder absprechen. Der Sinn ergibt sich interaktiv zwischen mir und der Welt – in jeder Situation neu.
Toll wäre eine Welt, in der ich aus der Wohnung treten könnte und mit Blick auf die Treppenhauswände befinden:
„Hier sollte wieder gestrichen werden! Grün wäre schön…“.
Meine Idee tippe ich dann kurz ins Interface, worauf sie in den lokalen Streams (Tag „wohnen“) meiner Mitmieter und der Hausverwaltung erscheint.
Binnen 24 Stunden hat der Vorschlag die nötigen Votes, worauf die HV den Auftrag ausschreibt:
„Wände streichen (nach Abstimmung des Farbtons mit allen) ist X Points wert.“
Wenn binnen 48 Stunden niemand aus dem Kreis der Bevorrechtigten (= Mieter, deren Freunde etc.) zuschlägt, bekommt den Auftrag die bewährte Firma Wir-malern-alles, die beim letzten Jahres-Casting die meisten Empfehlungen bekommen hat. Anschließend zahlen alle Mieter für ein Jahr X Points mehr Miete, was der Hälfte der Kosten entspricht. Den Rest zahlt der Eigentümer.
Ja, ich schweife ab – und doch ist es ein Gedankenspiel zur Frage: Wie müsste die Welt organisiert sein, damit sich ein ähnliches Sinngefühl durch den Alltag erhält, wie ich es aus der Gartengestaltung kenne?